Am 17. Mai 2017 bringe ich im Kurpfälzischen Museum mit meinen Studierenden John Lennon (wieder) auf die Bühne. Das Museum zeigt gerade die Ausstellung „Imagine John Lennon„. Warum Lennon?
John Lennon war weit mehr als einer der kreativen Köpfe der Beatles. Auch wenn es Paul McCartney war, der die besonders eingängigen Evergreens der Band zu verantworten hatte (Hey Jude, Yesterday, Michelle, Ob-La-Di Ob-La-Da, Let It be etc.), so war Lennon doch stets beteiligt und gilt bis heute als „der Intellektuelle“ der Beatles. Dies ist sicherlich auf seine gesellschaftspolitischen Aktivitäten und in Teilen philosophischen Aussagen insbesondere aus der Nach-Beatles-Zeit ab 1969 zurückzuführen: Zusammen mit seiner zweiten Frau, der japanischen Konzeptkünstlerin Yoko Ono, nutzte er seine Popularität als Bühne, um seine Zeitkritik und Zukunftsvisionen weltweit zu verbreiten.
Das Private wurde bewusst zum Öffentlichen: Heute vor 48 Jahren – am 25. März 1969 – begannen Lennon und Ono ihre Flitterwochen im Hilton Hotel Amsterdam. Es sollte zu einem Happening für den Weltfrieden werden: Fünf Tage lang und zwölf Stunden täglich war die Weltpresse eingeladen, die beiden bei ihrem Bed-In in der Präsidentensuite zu besuchen, was besagte Presse dankend annahm.
Ein zweites Bed-In sollte in New York stattfinden, doch aufgrund vorheriger Drogendelikte wurde Lennon die Einreise in die USA verwehrt. Stattdessen reiste das Paar nach Montreal. Ende Mai residierten die beiden sieben Tage im Queen Elizabeth Hotel und luden Prominente wie den Psychologen und LSD-Befürworter Timothy Leary, den Bürgerrechtsaktivisten Dick Gregory und den Dichter Allen Ginsberg ein. Doch auch Musik spielte eine zentrale Rolle, denn hier entspand der Song Give Peace A Chance: „Am 1. Juni 1969, dem letzten Tag der Aktionen, ließen sich John Lennon und Yoko Ono ein Aufnahmegerät auf ihr Hotelzimmer bringen und spielten das Lied mit allen Anwesenden, darunter unter anderem Allen Ginsberg, Timothy Leary, Derek Taylor und Petula Clark live ein. Während Lennon mit seiner Gitarre neben Ono auf dem Bett saß und sang, tanzten Mitglieder des kanadischen Radha–Krishna-Tempels durch das Zimmer.“ (Wikipedia)
Die Verbindung aus persönlich und politisch, privat und öffentlich, popkulturell und gesellschaftlich macht das Bed-In und die aktivistische Karriere Lennons so spannend. In dem Projektkurs, den ich gemeinsam mit Anna Valeska Strugalla leite, wollen wir mit unseren Studierenden diesen Phänomenen nachspüren und die (öffentlichen) Bilder Lennons kritisch hinterfragen. Es ist unbestritten, dass Lennon nach seiner Ermordung 1980 zu einem mythischen Heros emporgeschrieben wurde und sich diese Bilder bis heute fest im kulturellen Gedächtnis verankert haben. Drogenmissbrauch, Gewalt und persönliche Krisen bleiben weitgehend unbeachtet. Bei der Ausstellungseröffnung in Heidelberg hieß es geradezu glorifizierend: „Lennon war einzigartig. Heutzutage ist es unvorstellbar, dass es noch einmal ein solches Talent geben wird.“ Wirklich?
In unserer szenischen Lesung „Im Bett mit John Lennon“, die ausschließlich auf historischen Quellen beruhen wird, werden wir diese Einschätzungen hinterfragen und ein facettenreiches Bild eines innovativen und streitbaren Musikers, Aktivisten und Provokateurs präsentieren. Wir freuen uns! (Weitere Informationen in Kürze auf dieser Seite.)