Ich bin Public Historian. Was das in diesem noch jungen Feld der Geschichtswissenschaft heißen kann, ist verschiedentlich und mit nicht deckungsgleichen Ergebnissen diskutiert worden. Für mich bedeutet es, dass ich Historiker bin, der sich (1) mit der Untersuchung der Präsenz von „Geschichte“ in Öffentlichkeiten beschäftigt und (2) konzeptioniell und anwendungsorientiert Formate entwickelt, um Geschichte und Geschichtswissenschaft zielgruppenspezifisch zu vermitteln.
Ein Schwerpunkt meiner Arbeit liegt in der Zusammenarbeit zwischen Wissenschaft und Theater, die mich seit meinem Studium – insbesondere in der Bremer Projektreihe „Aus den Akten auf die Bühne“ – intensiv beschäftigt und die auch Grundlage für mein Dissertationsprojekt ist. An der Universität Heidelberg habe ich inzwischen eine enge Zusammenarbeit mit der Theaterwerkstatt Heidelberg aufgebaut. Gemeinsam haben wir im Herbst 2016 die szenische Lesung Geflüchtet, unerwünscht, abgeschoben – „Lästige Ausländer“ in der Weimarer Republik auf die Bühne gebracht. Gefördert wurde diese Kooperation zwischen Wissenschaft und Theater vom Innovationsfonds Kunst des Ministeriums für Wissenschaft, Forschung und Kunst Baden-Württemberg. Ein Anschlussprojekt wird im Frühjahr 2017 im Rahmen der Sonderausstellung „Imagine John Lennon. Musiker – Poet – Zeichner – Aktivist“ im Kurpfälzischen Museum Heidelberg stattfinden.
Neben den praxisorientierten Lehrprojekten biete ich aber auch Lehrveranstaltungen an, die den Umgang von Öffentlichkeiten mit Geschichte untersuchen. Im Sommersemester 2017 beispielsweise eine Übung zum „Eurovision Song Contest (1956-2017) – Politik und Identitäten im Rampenlicht„. Gemeinsam mit Christian Bunnenberg (Bochum) bereite ich einen Band zu Geschichte auf YouTube vor, der die Beiträge unseres Heidelberger Workshops aus dem Juni 2016 bündelt und um einige weitere Facetten ergänzt.
Geschichte hat für uns keinen Mehrwert, wenn sie nur in Büchern schlummert. Daher ist es mir bei meiner Arbeit wichtig, dass auch andere einen Nutzen daraus ziehen können. Nicht nur Kolleginnen und Kollegen, die einen Blick in einschlägige Fachpublikationen werfen, sondern auch alle anderen Interessierten. Daher beteilige ich mich gern an Formaten, die nicht zum orthodoxen universitären Kanon aus Tagungsvorträgen und Fachpublikationen besteht. Seit 2008 engagiere ich mich daher bspw. ehrenamtlich im Freundeskreis der Antike zu Bremen e.V., der für ein wissenschaftlich interessiertes Laienpublikum verständliche Vorträge zu aktuellen Forschungsthemen des Altertums sowie Studienreisen organisiert. In diesem Umfeld bin auch mehrfach eingeladen worden, Lesungen im Antikenmuseum im Schnoor zu veranstalten.
Seit 2016 bin ich zudem Mitglied im Komitée (Vorstand) der AG für Angewandte Geschichte / Public History im Verband der Historiker und Historikerinnen Deutschlands. Dort vertrete ich zudem die SYP – die Studierenden und Young Professionals in der AG, die an mehreren Standorten deutschlandweit tätig sind. Ziele sind die Veranstaltungen von Workshops zu innovativen Themen der Public History und die Vernetzung in dem noch jungen Feld der Geschichtswissenschaft.