Es heißt, das postfaktische Zeitalter sei angebrochen. Politische Ereignisse unserer Gegenwart haben das weit verbreitete Weltbild unveräußerlicher, aufgeklärter Werte auf demokratischer Grundlage ins Wanken gebracht. Die (westliche) Welt scheint verunsichert. Die Überzeugung scheint mehr zu gelten als die Fakten.
Wenn dem so ist, was ist die Rolle von Museen in einer solchen Zeit? Dieser Frage werde ich zusammen mit dem Digitalhistoriker und Politiker Jens Crueger am 9. Mai 2017 in Berlin nachgehen. Auf dem Ideen-Slam der Jahrestagung im Rahmen des 100. Geburtstags des Deutschen Museumsbund e. V. unter dem Titel „digital. ökonomisch. relevant. Museen verändern sich!„.
Wir glauben, Museen müssen offensiv gegen die postfaktischen Irrlehren antreten. Wie schaffen sie das? Indem sie jene Themen und Behauptungen aufgreifen, mit denen die Populisten so erfolgreich spielen. Naturkundliche Museen sollten etwa den Märchen über angebliche Chemtrails, über die vermeintlichen Gefahren von Impfstoffen oder auch den in manchen Kreisen gepflegten Zweifeln an der Evolutionstheorie mit aller argumentativen Kraft entgegentreten. Historische Museen sollten die gefährlichen Geschichtsbilder der Revisionisten offensiv zum Thema machen und anschaulich dekonstruieren. Dabei sind die Möglichkeiten der Museen, durch gutes Storytelling komplexe Zusammenhänge allgemein verständlich und emotional erlebbar zu machen, in postfaktischen Zeiten entscheidender denn je. Aufgabe der Museen sollte sein, die Öffentlichkeit gegenüber falschen Behauptungen und Irrlehren zu sensibilisieren. Die Öffentlichkeit der Museen umfasst dabei nicht nur ihre zahlenden Besucher, sondern auch die sie umgebenden Gemeinwesen – analog wie digital.
Wir freuen uns auf spannende und kontroverse Diskussionen in Berlin!