Wiederaufnahme unserer szenischen Lesung

Großartig! Aufgrund der großen Nachfrage und der Lust aller Beteiligten, unsere szenische Lesung Geflüchtet, unerwünscht, abgeschoben – „‚Lästige Ausländer“ in der Weimarer Republik noch nicht in der Schublade verschwinden lassen zu wollen, wird es am 27. Januar 2017 eine Wiederaufnahme in Heidelberg geben! 19.00 Uhr in der Theaterwerkstatt Heidelberg.

Hier ein kleiner Einblick:

Mit Studierenden habe ich im vergangenen Jahr mehrere Monate in Badischen Archiven die Schicksale von sog. Ostjuden, also Jüdinnen und Juden osteuropäischer Herkunft, die aufgrund zahlreicher Pogrome nach dem Ersten Weltkrieg (wie auch schon zuvor) nach Westen flüchteten, recherchiert. Wie kamen sie nach Deutschland bzw. nach Baden? Wie reagierte die Gesellschaft der ersten deutschen Demokratie auf sie? Welche Maßnahmen ergriff die Politik? Gemeinsam mit Babette Steinkrüger (Dramaturgie) und Wolfgang G. Schmidt (Inszenierung) von der Theaterwerkstatt Heidelberg haben wir die gefundenen historischen Dokumente dann in einer szenischen Lesung auf die Bühne gebracht. Im Oktober 2016 gab es bereits fünf Vorstellung. Die Enkel von Salomon Elter, einem abgeschobenen Juden polnischer Herkunft aus Mannheim, sind extra aus den USA angereist, um die Lesung mit der Szene über ihren Großvater zu sehen – ein bewegender Moment! Einer der beiden Enkel, Marcel Polak, hat seine Erlebnisse in Deutschland in seinem Blog veröffentlicht: http://marcel1949.blogspot.de/

Passend zum Gedenktag an die Opfer des Nationalsozialismus bringen wir dieses Lesung nun wieder auf die Bühne. Warum genau an diesem Tag? Zum einem weil viele der persönlichen Schicksale nicht in der Weimarer Republik „entschieden“ werden. Der genannte Salomon Elter bespielsweise wurden nach mehreren gescheiterten Ausweisungsversuchen in den 1920er Jahren tatsächlich erst 1934 aus Mannheim abgeschoben. Er ging nach Italien, wurde in mehreren italienischen Konzentrationslagern interniert und schließlich wahrscheinlich von deutschen Besatzungssoldaten kurz vor Kriegsende erschossen. Ausländerpolitik in der Weimarer Republik endet nicht mit der Machtübernahme der Nationalsozialisten, was uns zum anderen zeigt, dass wir zum Verständnis der nationalsozialistischen Ideologie und ihrer rassistischen Komponenten, ihre historischen Wurzeln anschauen müssen. Diese Wurzeln zeigen wir in dieser Lesung.

Weitere Informationen und Karten gibt es bei der Theaterwerkstatt Heidelberg! Kartenreservierung: 06221-7259552 per Anrufbeantworter sowie info@theaterwerkstatt-heidelberg.de